Energiewende ins Nichts

Letzte Überarbeitung: 22.07.2024

Der Titel dieser Unterseite wurde vom gleichnamigen Vortrag von Professor Dr. Hans-Werner Sinn übernommen, der zum Zeitpunkt seines Vortrags im Jahr 2014 als Dozent an der Ludwig-Maximilians-Universität in München als Wirtschaftsprofessor lehrte sowie Leiter des IFO-Instituts für Wirtschaftsforschung war (von 1999 bis 2016). Der universitätsöffentliche Vortrag (Dauer: 1 Stunde und 36 Minuten, davon eine Stunde Vortrag und 36 Minuten Fragen / Antworten) fand damals an der Münchner Universität statt. Ich möchte vorwegschicken, dass Professor Sinn ohne Wenn uns Aber an den durch CO2 verursachten Klimawandel glaubt, aber nicht an den beschrittenen Weg zur „Energiewende“. Professor Sinn ist nicht nur ein Wirtschafts- sondern auch ein Energieexperte.

Energiewende ins Nichts [Video] (03.11.2014)

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Nachfolgend fasse ich die wichtigsten Aussagen seines Vortrags in meinen Worten zusammen unter Angabe der zeitlichen Positionen im Video. Die Zusammenfassung erfolgt in Kursivschrift zwecks Kenntlichmachung, dass der Inhalt nicht von mir stammt (obwohl ich sie in meinen eigenen Worten niedergeschrieben habe).

  • 06:30min: Die Entwicklung der EEG-Umlage. Im Jahr 2013 betrug sie bereits 5,28 Cent pro KWh und 6,24 Cent im Jahr 2014. Auf jede erzeugte KWh, nicht nur auf die „erneuerbaren“ Kilowattstunden. Das führt zu Zusatzausgaben von insgesamt 13,3 Milliarden € gegenüber dem durchschnittlichen Großhandelspreis für Strom.
  • 07:10min: Die Subventionen für Solaranlagen betrugen bis zum Jahr 2010 bereits über 100 Milliarden Euro.
  • 07:30min: Der berühmte Eiskugelvergleich von J. Trittin aus dem Jahr 2004 (eine Eiskugel pro Monat). Wenn wir die Atomkraftwerke durch erneuerbare Energien ersetzt haben werden, dann wird das jeden Einwohner Deutschlands eine Eiskugel pro Stunde kosten. Man beachte: Ein Monat hat 720 Stunden. Der Preis für die erneuerbaren Energien ist innerhalb von 10 Jahren auf das 720-fache angestiegen.
  • 08:00min: Strompreisvergleich Frankreich (14,72 Cent/KWh) mit Deutschland (29,19 Cent/KWh).
  • 09:25min: Strompreisvergleich der europäischen Länder. Deutschland ist ganz knapp hinter Dänemark auf Platz 2.
  • 10:30min: Wenn Deutschland mehr grünen Strom produziert als es der Plan vorsieht, dann wird die deutsche Überproduktion an den Emissions-Zertifikate-Börsen verkauft, d.h. es führt gar nicht zu absoluten CO2 Einsparungen. Hier wird die Öffentlichkeit getäuscht.
  • 11:30: Die Monopolkommission hat der Bundesregierung dringend empfohlen, das EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) ersatzlos zu streichen.
  • 13:25min: In China wird jeden Monat ein AKW in Betrieb genommen und jede Woche ein Kohlekraftwerk.
  • 13:45min: Deutschland, Spanien und Belgien sind die einzigen drei Länder, die bis 2030 alle AKWs abschalten wollen.
  • 15:30min: Laut einer Dena-Studie aus dem Jahr 2010 wird die deutsche Leistungslücke im Jahr 2023 ca. 18 GW betragen.
  • 20:30min: Das wahre Problem sind aber diese 84% Endenergieverbrauch, die über fossile Brennstoffe abgedeckt werden. Der Ersatz des Stroms (ca. 20% des Endenergieverbrauchs) durch erneuerbare Energien kann man sich grundsätzlich vorstellen. Mehr aber auch nicht.
  • 23:00min: Der Verkehr trägt 26,6% zum Endenergieverbrauch bei (Strom ca. 20%). Und den wollen wir künftig auf E-Fahrzeuge transferieren? Das würde den Strombedarf mehr als verdoppeln.
  • 24:00min: Windenergie ist quantitativ der wichtigere Faktor im Vergleich zur Sonnenergie. Allerdings hat die Windenergie einen riesigen Platzbedarf.
  • 25:00min: Wie viele Wattenmeere bräuchten wir denn, um den Strombedarf Deutschlands über Offshore-Windkrafträder im Wattenmeer abzudecken? Antwort: 6,5 Wattenmeere. Alternativ würde auch die Fläche Bayerns gerade so ausreichen (ca. 70 000 km²).
  • 26:00min: Ein weiteres Problem mit Wind- und Sonnenkraft ist die Erfordernis, diese dort einzusammeln, wo sie anfallen, also sozusagen die räumliche Streuung. Bei einem konventionellen Kraftwerk entsteht die Energie an einem Punkt, der zuvor von Menschen festgelegt wurde. Bei einem Wasserkraftwerk hat dieses Einsammeln die Natur bereits übernommen. Das Einsammeln ist sehr teuer.
  • 27:00min: Bei Windkraft geht die Windgeschwindigkeit in dritter Potenz in die Leistung ein. Im Süden weht zu wenig Wind. Halber Wind bedeutet ein Achtel an Strom. Ein Windrad in Bayern bringt daher nur ein Achtel der Leistung wie ein gleich großes Windrad an der Nordsee. Daher braucht es ein Stromleitungssystem vom Norden in den Süden.
  • 28:00min: Die Spitzenleistung der Windkrafträder im Jahr 2011 (22 297 Stück, am 12.07.2024: 30 243 Stück) beträgt ca. 22,5 GW, wenn der Wind bläst. In windschwachen Zeiten allerdings fast nichts. Ihre Nennleistung beträgt 29,06 GW, die Durchschnittsleistung knapp über 5 GW (5,145 GW => 17,7% der Nennleistung).
  • 30:45min: Zur Speicherung der Windkraft-Stromspitzen wird eine Speichertechnologie gebraucht. Diese Technologie können aus heutiger Sicht nur Pumpspeicherkraftwerke sein. Im Jahr 2014 gibt es in Deutschland 35 Stück davon. Aber wie viele bräuchten wir, um den Windstrom zu glätten?
  • 31:45min: Es gibt auch noch die gesicherte Leistung als weitere Kennzahl. Per Definition ist das die Leistung, die in 99,5% aller Fälle zur Verfügung steht. Diese beträgt knapp 1 GW (0,918 GW = 3,16% der Nennleistung). Das bedeutet, dass 22 300 Windräder so viel gesicherte Leistung bringen wie ein einziges AKW. Mit Hilfe einer Speichertechnologie könnten wir von 1 GW gesicherter Leistung auf die 5 GW Durchschnittsleistung kommen, also 5 GW Leistung nutzbar machen und dadurch 5 AKWs ersetzen.
  • 34:30min: Stellen wir uns einen idealen, verlustfreien Speicher vor. Nach dem ersten Optimierungsschritt brauchen wir ein Speichervolumen von 6,6 TWh. Dafür braucht 6097 Pumpspeicherkraftwerke mit der angenommenen, durchschnittlichen Speicherfähigkeit von ca. 1,1 GWh. Das wird nicht gelingen (siehe Bilder einer Demo an einem der 35 existenten Pumpspeicherkraftwerke, wo man ein weiteres hinzubauen wollte).
  • 36:30min: Eingeblendete Grafik – Erste Optimierung. Wenn wir uns mit einer Durchschnittsleistung von 4 GW begnügten, kämen wir mit 978 Speicherkraftwerken aus, bei 3 GW mit 456. Geschätzte Kosten: 100 Milliarden Euro für 456 Pumpspeicherkraftwerke, 6 Milliarden für 2 AKWs.
  • 37:40min: Jetzt kommt der Sonnenstrom ins Spiel. Die durchschnittliche Sonnenstromproduktion in Deutschland beträgt 2024 ca. 2,1 GW. Nennleistung: 24,8 GW, gesicherte Leistung: 0 GW, weil nachts keine Sonne scheint.
  • 38:50min: Die Glättung des Sonnenstroms erfordert 3918 Speicherkraftwerke.
  • 39:20min: Jetzt betrachten wir den Sonnen- und Windstrom gemeinsam in derselben Grafik und kommen zum Optimierungsschritt 2. Sonne und Wind verhalten sich in weiten Bereichen gegenläufig (wenn der eine sein Maximum hat, hat der andere sein Minimum und umgekehrt). Addition beider Kurven und anschließendes nach-unten-Schieben. Zusammen betrachtet (Sonne plus Wind) ergibt sich ein Gesamtbedarf von 3544 Speicherkraftwerken.
  • 40:40min: Bekanntes Diagramm, dieses Mal gemeinsam für Sonne plus Wind. Wenn man sich mit 4,1 GW Durchschnittsleistung begnügt, benötigt man 385 Speicherkraftwerke anstatt der zuvor berechneten 3544.
  • 41:30min: Nun werden noch die Verluste (z.B. 25% beim Hochpumpen) eingerechnet. Dann landen wir bei 437 Pumpspeicherkraftwerken, um 4/7 der Durchschnittsleistung von Sonne- und Windkraftwerken nutzbar zu machen.
  • 43:20min: Wir werden noch nicht einmal 1/10 davon in Deutschland errichten können. Vollkommen utopisch. Energiewende ins Nichts (43:33min). Die 437 Speicherkraftwerke würden 96 Milliarden € kosten und dafür bekäme man 32 AKWs. Die Energiespeicherung über Pumpspeicherkraftwerke wäre ungefähr zehnmal so teuer wie die direkte Energieerzeugung über AKWs.
  • 44:50min: Könnte man nicht anstatt der Speicherkraftwerke die Batterien von E-Autos benutzen? Wie teuer wäre das? Es würden 22 Millionen BMW i3 Batterien gebraucht und die würden 254 Milliarden € kosten. Dafür könnte man 85 AKWs bauen.
  • 48:30min: Methanspeicherung. Man wandelt Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff H2. Anschließend nimmt man den Kohlenstoff aus der Luft und baut daraus Methan CH4, also Erdgas. Leider liegt der Wirkungsgrad (Strom => H2 => CH4 => Strom) bei nur ca. 25%. Ohne den Bau und die Betriebskosten solcher Anlagen überhaupt in die Berechnungen einfließen zu lassen, würde dieser Prozess die Stromkosten vervierfachen. Der Stromfluss durch Pumpspeicherkraftwerke verteuert den Strom nur um ca. ein Drittel.
  • 50:50min: Die Kosten für Methanspeicher, die der Stromerzeugung dienen, sind höher als die von Pumpspeicherkraftwerken. Und die Prozesskosten sind sogar sehr viel höher.
  • 51:40min: Nächste Idee. Nutzung der Erdgaspipelines aus Russland zu Speicherung des erzeugten Methans. Das bedeutet, dass Russland den Speicher liefern würde. Das würde aber den Lieferverträgen zuwiderlaufen. Russland liefert nur kontinuierlich und wir müssen schon heute deren geliefertes Gas zwischenspeichern. Daher scheidet diese Speicheridee aus.
  • 52:35min: Eine aus russischem Methan erzeugte KWh kostet 3,25 Cent. Dieselbe Menge aus Windstrom kostet 24 Cent, also das 7,5-fache.
  • 54:00min: Am Ende bleibt uns nichts als wieder zur Kohle zu gehen.
  • 56:00min: Für einen Kubikmeter Kohle, die man verbrennt, entstehen 5 Kubikmeter flüssiges CO2. Und für einen Kubikmeter verbranntes Öl entstehen 3 Kubikmeter flüssiges CO2.
  • 57:00min: Deutschland plant den doppelten Ausstieg (Atomkraft und Kohle). Das, was die Politiker in die Köpfe der Menschen durch Worte eingepflanzt haben, ist sehr flüchtig und wird von der Realität abgeräumt werden. Deutschland steht mit dem Atomausstieg fast alleine da. Wind- und Sonnenstrom bringen trotz riesiger Investitionen nur 3% der Endenergie (bei durchschnittlicher Leistung). Wenn man die gesicherte Leistung zugrunde legt sogar nur 0,4%.
  • 58:50min: Um den gesicherten Wind- und Sonnenstrom von 1/7 auf 4/7 der durchschnittlichen Produktion zu heben, werden 437 Speicherkraftwerke oder 22 Millionen BMW i3 Speichersätze gebraucht. Das kostet so viel wie 32 bzw. 85 neue AKWs.
  • 1:00:25h: Entweder wird Deutschland bei Kohlestrom bleiben oder es wird in großem Stil ausländischen Atomstrom importieren.
  • 1:02:30h: Ab hier Fragen und Antworten. Biogasanlagen. Es gibt hier ein ethisches Problem. Wofür benutzt man Agrarflächen, für die Befüllung von Tanks oder Tellern? In den Jahren 2007/2008 gab es in 37 Ländern Hungerproteste wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise. Das war zurückzuführen auf die ausgeweitete Produktion von Bioethanol in den USA. Die Umwidmung von Landflächen für die Energieproduktion führt zurück in die vorindustrielle Zeit, wo mindestens 50% der Landfläche für Tierfutteranbau („Hafermotor“) gebraucht wurde.
  • 1:04:45h: Weitere Frage aus dem Publikum. Was wäre an Energieerzeugung über das Zupflastern von Wüstenflächen (Stichwort Desertec) mit PV-Modulen erreichbar? Abgesehen von den vorab zu lösenden Problemen mit der Infrastruktur ist dieser Ansatz zu begrüßen. Ob solche Anlagen wirtschaftlich betreibbar sind, muss die Wirtschaft dann selbst entscheiden.
  • 1:07:20h: Der einzige Weg, die benötigten Energiemengen CO2 neutral bereitzustellen, ist der Atomstrom.
  • 1:11:45h: Die europäischen Nachbarstaaten haben Blockier-Maßnahmen (Einwegrichter) in die Stromleitungen eingebaut, um die Übersendung des deutschen Stromspitzen aus dem Windstrom zu verhindern. Es gibt mittlerweile sogar schon Zeiten geringen Strombedarfs mit negativen Preisen, d.h. Deutschland muss für die Abnahme des Stroms bezahlen. Keiner in Europa will den minderwertigen, stochastischen deutschen Strom haben.
  • 1:17:10h: Gaskraftwerke haben Wirkungsgrade bis zu 61%. Erdgas ist mit Bezug auf den CO2-Asstoß zwar besser als Kohle und Öl (weil ca. die Hälfte der Energie aus dem Wasserstoff kommt), aber es ist dennoch eine fossile Energiequelle.
  • 1:20:30h: China hat nach eigener Aussage 60 schnelle Brüter Technologien ausgetestet und sich danach für eine davon entschieden. Schnelle Brüter können mit dem bisher angefallenen Atommüll die Menschheit ca. 3000 Jahre mit Energie versorgen. Daher wäre die Endlagerung des Atommülls (so dass man nicht mehr drankommt) sicher kontraproduktiv. Japan hat damit begonnen, Uran aus dem Meerwasser zu gewinnen. In einem Kubikkilometer Meerwasser steckt ungefähr 1 kg Uran. Die Japaner erwarten, das Uran aus dem Meerwasser zu dem ca. vierfachen Preis gewinnen zu können.
  • 1:23:00h: Die Strahlung in der Erdkruste war als das Leben auf dem Planeten Erde begann ungefähr fünfmal so hoch wie heute. Pro Zelle des menschlichen Körpers gibt es 50 000 Gendefekte pro Tag. Und die werden alle repariert.
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Die Kernthesen in Professor Sinns Vortrag lauten:

  • Erneuerbare Energien sind sehr teuer. Die Subventionen für Solaranlagen betrugen bis zum Jahr 2010 bereits über 100 Milliarden Euro. Von einer Kugel Eis pro Monat (pro Bundesbürger) liegen die Kosten eher bei einer Kugel Eis pro Stunde (pro Bundesbürger). Das ist das 720-fache.
  • Windenergie hat einen riesigen Platzbedarf. Um den Strombedarf Deutschlands über Offshore-Windkrafträder im Wattenmeer abzudecken bräuchte man 6,5 Wattenmeere. Alternativ würde auch die Fläche Bayerns für On-Shore Windkraftwerke gerade so ausreichen.
  • Ein weiteres, großes Problem der Wind- und Sonnenkraft ist die Erfordernis, diese dort einzusammeln, wo sie anfallen, also sozusagen die räumliche Streuung. Das Einsammeln ist sehr teuer. Bei konventionellen Kraftwerken entsteht die Energie an einem einzigen Punkt, der zuvor von Menschen festgelegt wurde.
  • Wind- und Sonnenstrom wird zu von Menschen nicht steuerbaren Zeitpunkten erzeugt (Zufallsstrom). Um diese Energie nicht ungenutzt abzuregeln, müsste man sie im großen Stil speichern. Die momentan einzige Speichertechnologie für solche Größenordnungen sind Pumpspeicherkraftwerke. Selbst nach mehreren Optimierungsschritten läge der Bedarf, um vier Siebtel der Durchschnittsleistung von Sonne- und Windkraftwerken nutzbar zu machen, immer noch bei 437 Pumpspeicherkraftwerken. Es würde so viel wie 32 AKWs kosten (bzw. 85 AKWs bei Speicherung über E-Auto-Batterien).
  • Der Wirkungsgrad einer Methanisierung (Strom => H2 => CH4 => Strom) liegt nur bei ca. 25%. Ohne den Bau und die Betriebskosten solcher Anlagen überhaupt in die Berechnungen einfließen zu lassen, würde dieser Prozess die Stromkosten vervierfachen. Eine aus russischem Methan erzeugte KWh kostet 3,25 Cent. Dieselbe Menge aus Windstrom kostet 24 Cent, also das 7,5-fache.
  • Der Ersatz des Stroms (ca. 20% des Endenergieverbrauchs) durch erneuerbare Energien kann man sich grundsätzlich vorstellen. Mehr aber auch nicht. Der Verkehr trägt 26,6% zum Endenergieverbrauch bei. 100% E-Verkehr würde den Strombedarf mehr als verdoppeln.
  • Deutschland plant den doppelten Ausstieg (Atomkraft und Kohle). Das, was die Politiker in die Köpfe der Menschen durch Worte eingepflanzt haben, ist sehr flüchtig und wird von der Realität abgeräumt werden. Entweder wird Deutschland bei Kohlestrom bleiben oder es wird in großem Stil ausländischen Atomstrom importieren.

Professor Sinn ist kein Gegner erneuerbarer Energien, aber die ganz großen Energiemengen sind nach seiner Meinung über sie nicht zu erzeugen. Er sieht die Atomkraft als die einzige, zukunftsfähige Lösung.

Von Professor Sinn gibt es noch weitere Vorträge:

Der Extremismus in der Energiepolitik am Beispiel Deutschlands & der EU (04.10.2023)
Hans-Werner Sinn: Wir machen Wirtschaft und Wohlstand kaputt. Dieser Weg ist verwegen und absurd (03.10.2023)
Schwarze Schwäne – Krieg, Inflation und ein energiepolitischer Scherbenhaufen (20.12.2022)
6 Probleme der globalen Energiewende von Hans-Werner Sinn (24.05.2022)
Wie retten wir das Klima und wie nicht? (20.12.2019)
Wie viel Zappelstrom verträgt das Netz? Bemerkungen zur deutschen Energiewende (09.02.2018)

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Zum Abschluss noch ein paar Berechnungen von mir:

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 2368 Terawattstunden Endenergie verbraucht (Addition der vier Säulen des Diagramms Endenergieverbrauch nach Sektoren und Energieträgern 2022 in der Informationssammlung). Laut Destatis waren im September 2023 waren hierzulande gut 31 000 Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von insgesamt knapp 68 400 Megawatt, also 68,4 Gigawatt an Land und auf See installiert (66,2 Gigawatt im Jahr 2022). Ich verwende nun zwei Prozentsätze aus Professor Sinns Vortrag. Nach seiner Recherche betrug die durchschnittliche Leistung von Windkraftwerken 17,7% ihrer Nennleistung und die gesicherte Leistung 3,16% ihrer Nennleistung. Die durchschnittliche Leistung von PV-Anlagen beträgt 11,4% ihrer Nennleistung (siehe Informationssammlung) und die gesicherte Leistung von PV-Anlagen ist null. Im Jahr 2024 gibt es in Deutschland eine installierte PV-Leistung in Höhe von 88,9 GW. Anhand der genannten Zahlen habe ich die nachfolgende Tabelle erstellt.. Man beachte, dass die gesamte Fläche Deutschlands 357 588 km² beträgt.

Leistungstabelle Windkraft und Photovoltaik:


Erläuterungen:

Bedarf Endenergie:
Addition der vier Säulen des Diagramms Endenergieverbrauch nach Sektoren und Energieträgern 2022 in der Informationssammlung. Den Wert für 2023 habe ich nicht gefunden. Er sollte sich aber nicht wesentlich unterscheiden.

Erforderliche Grundlastleistung:
2368 mal 10 hoch 12 Wattstunden dividiert durch 8760 Stunden (die Anzahl der Stunden eines Jahres) = 270 mal 10 hoch 12 = 270 GW.

Vorhandene Durchschnittsleistung Windkraft:
68,4 mal 10 hoch 9 Watt mal 17,7% (Durchschnittsleistung zu Nennleistung bei Windkraftanlagen) = 12,1 mal 10 hoch 9 Watt = 12,1 GW.

Erforderliche Vervielfachung der installierten Windkraftleistung (Durchschnitt):
270 GW dividiert durch 12,1 GW = 22,3.

Erforderlicher Flächenbedarf Windkraftanlagen bei Durchschnittsleistung:
270 mal 10 hoch 9 Watt dividiert durch 29,3 Watt pro Quadratmeter durch Faktor (Durchschnittsleistung durch Nennleistung) = 270 GW / 29,3 MW/km² / 0,177 = 52 062 km².

Vorhandene gesicherte Leistung Windkraft:
68,4 mal 10 hoch 9 Watt mal 3,16% (Durchschnittsleistung zu Nennleistung bei Windkraftanlagen) = 2,16 mal 10 hoch 9 Watt = 2,16 GW.

Erforderliche Vervielfachung der installierten Windkraftleistung (gesichert):
270 GW dividiert durch 2,16 GW = 125

Erforderlicher Flächenbedarf Windkraftanlagen bei gesicherter Leistung:
270 mal 10 hoch 9 Watt dividiert durch 29,3 Watt pro Quadratmeter durch Faktor (gesicherte Leistung durch Nennleistung) = 270 GW / 29,3 MW/km² / 0,0316 = 291 614 km².

Vorhandene Durchschnittsleistung PV-Anlagen:
88,9 mal 10 hoch 9 Watt mal 11,4% (Durchschnittsleistung zu Nennleistung bei PV-Anlagen) = 10,13 mal 10 hoch 9 Watt = 10,13 GW.

Erforderliche Vervielfachung der installierten PV-Leistung (Durchschnitt):
270 GW dividiert durch 10,13 GW = 26,6.

Erforderlicher Flächenbedarf PV-Anlagen bei Durchschnittsleistung:
270 mal 10 hoch 9 Watt dividiert durch 15 Watt pro Quadratmeter durch Faktor (Durchschnittsleistung durch Nennleistung) = 270 GW / 15 MW/km² / 0,114 = 157 894 km².

Anmerkungen:

Anmerkung 1:
Die obige Tabelle soll nur die Größenordnungen verdeutlichen. Natürlich müsste von dem Endenergiebedarf zunächst einmal die übrigen, bereits vorhandenen erneuerbaren Energieerzeuger (z.B. Biogas und Wasserkraft) abgezogen werden und der Rest zwischen Sonne und Wind aufgeteilt werden. Dafür würden aber die Transportverluste hinzukommen, die aber sicher weniger sind als das, was Biogas und Wasserkraft beisteuern. Wie gesagt, es geht nur um die Größenordnungen.

Anmerkung 2:
Laut des Diskussionspapiers der Forschungsstelle für Energiewirtschaft FfE plant die aktuelle Bundesregierung nur maximal 2% der Landfläche Deutschlands (= 7.152 km²) für On-Shore Windkraftanlagen zur Verfügung zu stellen und darüber 100 GW installierte Leistung bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Im Hinblick auf die bereits installierten 68,4 GW erscheint dieses Ziel durchaus plausibel.

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Woher wird der Strom nach der Abschaltung der Kohlekraftwerke kommen? Wodurch wird die per Kohle erzeugte Endenergie in der Industrie ersetzt? Wann wird die Stromerzeugung über Erdöl verboten? Wann werden die Gaskraftwerke abgeschaltet? Woher wird die gesamte Endenergie in Höhe von 2368 TWh kommen, nachdem alle fossilen Energieträger verboten und alle AKWs abgeschaltet sind?

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